Was will er damit?
Früher habe ich mich oft über Radfahrende geärgert, die auf dem Gehsteig fahren. Mittlerweile kann ich manche Arten des Gehsteigradlns akzeptieren, manche nicht.
Was mir aber klarer geworden ist, ist das der Grund für das Befahren des Gehsteigs meist fehlende oder unzureichende Radinfrastruktur ist.
Meist handelt es sich um Straßen mit 50 km/h Geschwindigkeitsbegenzung, und die Radrouten in der Nähe muss man suchen. Die Radfahrenden trauen sich nicht auf die Straße.
Wenn man sich die altbekannte Statistik ansieht, dann ist es auch klar warum: Nur ein kleiner Teil gehört zu den “Stark und Furchtlos” (6 %) oder “Entusiastisch und selbstsicher” (6 %), die sich an die Bedingungen auf der Straße angepasst haben und teilweise auch ganz ohne Fahrradinfrastruktur mit dem Fahrrad fahren würden. Meist handelt es sich hier um erfahrene erwachsene Radfahrende, bei guter Kondition.
50 Prozent der Radfahrenden gehören aber zur Kategorie “Entusiastisch aber besorgt” - Sie hätten also Interesse, es gibt aber Probleme die sie vom Radfahren abhalten. Meist ist es mangelnde oder lückenhafte Fahrradinfrastruktur. Es fehlen Radwege, Radrouten, Verkehrsberuhigte Straßen. Oft fehlt es auch an Lenkung des Radverkehrs.
Und so versucht es diese Gruppe immer wieder, verzweifelt an Radwegen die plötzlich in mehrspurigen Straßen münden und weicht dann auf den Gehweg aus.
Manche wissen es auch nicht besser. Gerade Personen aus sehr autozentrierten Kulturen meinen, nur KFZ dürften die Fahrbahn benützen. Für das lenken eines Fahrrads ist kein Führerschein erforderlich, wie kann man diese Leute erreichen?
Wobei: Vielleicht muss man sie gar nicht erreichen - wenn ein klarer Radweg oder eine verkehrsberuhigte Straße vorhanden ist, werden sowohl die besorgten als auch die unwissenden Personengruppen ihn benutzen. Für die Unwissenden ist auch wichtig das die Infrastruktur einem nicht im Stich lässt. Wer kann sich als Autofahrer vorstellen, das die Straße plötzlich zu einer Startbahn für Flugzeuge oder zu einem minimalen Feldweg wird?
Wenn ein Radweg vorhanden ist und trotzdem nicht benutzt wird, bedeutet das oft das er entweder nicht wahrgenommen wird oder nicht verstanden wird, oder er führt nicht zum Ziel (vor allem bei Einrichtungsradwegen entlang von großen Straßen mit wenigen Querungsmöglichkeiten der Fall)